Willigis Kapelle (ehemals Geh in Kirche / Getzbach-Götzbach Kirche)

Erzbischof und Kanzler Willigis aus Mainz sah bei seinen Sichtungs- und Informationsreisen durch seinen relativ großen und weit ausgedehnten Bereich bereits eine gute und eifrige religiöse Tätigkeit, jedoch fehlte es an Orten der Zusammenkunft wie Kirchen und Gotteshäusern, um die Festigung des christlichen Lebens besonders auf dem abgelegenen Lande zu sichern und auszubauen. Am Flusslauf der Nahe bei größeren Siedlungen gab es vereinzelt schon Gotteshäuser, die natürlich nicht ausreichten, alle Gläubigen aufzunehmen. Deutlich ist, dass dort, wo das ehemalige Kloster Gefälle hatte, nun auch die ersten Kirchen entstanden wie Meckenbach, Hunsbach und Bollenbach. Das wiederentstandene Kloster Disibodenberg, das als Lieblingsstiftung Willigs gilt, wurde sehr reich mit Gütern, Gefällien und Zehnten ausgestattet. Die Chorherrn hatten die Aufgabe, von hier aus zu wirken, und so liefen nun auch von hier alle Fäden seines Handelns.
Im rauen und wilden Vorland des Soons waren keine Gefälle des alten Klosterbesitzes vorhanden, auf welche er sich hätte stützen können. Deshalb suchte er nach einem geeigneten Ort. Er fand in der Gemarkung des alten Königsgutes Monzingen, nahe dem Dörfchen Auen, Eigentum eines Klerikers namens Wizelin. Von diesem Weltpriester kaufte er eine Hube Landes, was Willigis sehr gelegen sein musste. In der Urkunde v. 1128 wird bei den anderen Kirchenbauten nicht auf das Erwerbseigentum eingegangen. Hier wird aber durch den Kauf der Hubes Landes deutlich, was er angetroffen hat. Eine Hube Land (Hube, lat. Mansus) waren Hofgebäude mit Ländereien im Umfang von wenigstens ca. 30 Morgen. Es ist anzunehmen, ja wahrscheinlich, dass er hier noch Gebäude oder Ruinen aus der röm. Zeit vorfand und daher auch mit der Errichtung eines Gotteshauses keine übergroßen Schwierigkeiten hatte, Steinbrüche waren in unmittelbarer Nähe.
Heute wissen wir, dass diese Gebäude, die der Erzbischof hier vorfand, römischen Ursprung gewesen sind. Vielleicht haben auch diese römischen Gebäude in der abgelegenen Gegend die Wirren der nachfolgenden Zeit überdauert, ohne ernsthaften Schaden zu nehmen. Über diese neuen Erkenntnisse haben wir mehr bei der Renovierung 1978-1979 erfahren können, denn die Fundstücke sind so reichlich und aufklärend, dass es keinen Zweifel mehr gibt, dass die bestehenden Grundmauer noch heute teilweise aus der röm. Zeit stammen.
Wie wäre auch Willigis ohne etwas Bestehendes gerade in diese verlassene Gegend gekommen, wenn man noch im 16. Jh. von einer gefährlichen Gegend bei Gottesdienstgängen der Geistlichen spricht.
Willigis, so ist uns überliefert, hat diese Kirche, auf die er sehr große Hoffnungen setzte, konsekriert (geweiht) und gab ihr den Namen "Geh in Kirche" (Gehinkirche) zur ewigen Mahnung. Eine Mahnung zum fleißigen Kirchgang der unablässig war, um die christliche Lehre bei den Soonwaldleuten zu vertiefen.

Es gibt Meinungen die besagen, dass es den Namen 
-Geh in Kirche- ursprünglich nicht gegeben habe, sondern dass es eine Ableitung durch die örtliche Volkssprache sei. Da man mit dem ursprünglichen Namen -Getzbach- oder -Götzbach- so der Name des vorbeifließenden Bach­es, besonders Fremde und der Örtlichkeit Unkundige nichts Verständliches hätten anfangen können, denn der Name -Bach - treffe besser für eine Siedlungs- oder Gehöftnamen zu als für eine Kirche. Beim Aufbau 1913 fand man, da dem Erbauer Willigs bisher keine Kirche geweiht war und so einigten ich die beiden Diözesen (Trier und Mainz) die Kapelle in Willigis-Kapelle umzubenennen.
Der neue Name -Willigiskapelle- , wenn er nach fast 90 Jahren noch als neu bezeichnet werden darf, ist unter den dreien noch nicht der geläufigere, was dafür spricht, dass neue Namen nicht abrupt die alt eingebürgerten verdrängen können. Getzbach ist noch heute der gängige Name unter den Einheimischen. Ich gehe auf die Getzbach.
Die neue und bisher einzige Kirche war der Mittelpunkt eines großen Seelsorgebereiches, der sich weit über den Soonwald bis Gehlweiler erstreckte und schloss die Siedlungen Auen, Daubach, Eckweiler, Pferdsfeld, Winterburg, Ippenschied, Seesbach, Kellenbach, Gehlweiler und weitere Orte, die später Wüstung wurden wie die Nunkirche bei der heutigen Bockenauer. Die Menschen mussten stundenweite Wege zurücklegen, um am Gottesdienst teilnehmen zu können. Auch die Toten wurden um die Kirche beerdigt. Es gab einen Totenweg aus dem Soon bis zur Kirche. Bald schon war die Kirche zu klein und Willigis lies bei Seesbach eine weitere Kirche erbauen, die Sementis-Kapelle.
Bisher wurde angenommen, dass die Kirche allein abseits von dem Ort Auen gestanden habe. Aufgrund der Ausgrabungen beim Bau des Regenrückhaltebeckens, wobei genügend Material gefunden wurde, geht man heute davon aus dass einige Häuser und Gebäude über dem Bach gestanden haben. Dies zeigt auch die Wasserversorgung des Tretbeckens die früher den Leuten dort diente.

Viele Dokumente und Urkunden stehen uns zur Geschichte zur Verfügung, hier sollen jedoch nur einige aufgeführt werden:
- 1128 Gründung der Geh in Kirche (heute Willigis-Kapelle)
- 1259 Erzbischof Gerhard hält sich den Kirchensatz aus
- 1273 Verzicht des Ritters Philipp gen. Paffe auf den Zehnt
- 1339 Messestiftung
- 1400 Der Willigisbau soll abgebrannt sein, Wiederaufbau mit Schiff im gotischen Stil.
- 1501 Sendweisturm
- 1515 Sendgericht
- 1552 Abgang des letzten Pfarrers Venter (Reformation) er wird erster refm. Pfarrer in
............Pferdsfeld, nach dem er mit dem Schultheißen von Auen alles verhügert hatte.
- 1560 Einführung der Reformation
- 1564 Niklas v. Schmittburg hat den Kirchensatz und ist Kolateuer
- 1568 Verlegung der Pfarrei nach Eckweiler, als das Pfarrhaus ab gebrand war.
- 1602 Klage über den schlechten Bauzustand der Kirche
- 1608 Kirche steht vor dem Einstürzen
- 1630 Wiederaufbau oder Renovierung
- 1685 Kopia des Weitums von 1501 durch Gehlweiler, die Abtrennung betrieben.

Auf dem Friedhof wurden fortan auch Leute von Eckweiler, Daubach, Auen und dem Soonwald beerdigt. Ab und zu wurde noch eine Leichenpredigt in der Ruine gehalten, wie bei Friedrich Wilhelm Utsch, und auch eine jährliche Predigt. Aber die Kirche verfiel langsam, ja man holte noch Stein­material um Häuser zu bauen.
Auf einer Aufzeichnung 1876 sehen wir wie stark die Schäden waren und langsam regten sich Bestrebungen, die Kirche wieder neu zu erbauen. (s. 1000 Jahre Willigiskapelle -Geh in Kirche 1979). In relativ kurzer Zeit wurde sie durch die Baufirma Heimer, Sobernheim erbaut und am 15.09.1912 eingeweiht. Bei diesen Bauarbeiten hat man sich nicht um alte Relikte gekümmert und sicher­lich einiges Wichtiges zerstört. Nun fanden wieder wöchentlich Gottesdienste, Hochzeiten, Kindtaufen und Beerdigungen statt.

Durch die beiden Kriege wurde wenig wert auf die Substanzerhaltung gelegt und so kam es dass wieder beträchtliche Schäden auftraten. 1977 u. 1979 wurde eine generell Instandsetzung durch die Pfarrei Rehbach und Arbeitsbeschaffungs- Maßnahmen durch geführt. Hierbei hat man auch Wert auf gefundenes Material aus der Frühgeschichte gelegt und doch einiges von Bedeutung gefunden, nachdem man sagen kann, dass die Kirche auf röm. Funda­menten steht, selbst keltisches Material wurde gefunden.
Zur Zeit ist im Priorhof (Stadtmuseum Bad Sobernheim) eine Leihausstellung mit den wichtigsten Funden zu sehen.
Auf dem kleine Waldfriedhof liegt Friedrich Wilhelm Utsch gen. Der Jäger aus Kurpfalz mit seines Frau und seinen zwei Kindern beerdigt.

Willigiskappelle Bilder

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